Eine Frage der sozialen Verantwortung
Seit Anfang Oktober ist bekannt, dass das Würth-Werk in Schopfheim schließen muss. Für die 300 Beschäftigten muss klar sein, wie es weitergeht, fordern Betriebsrat und SPD-Politiker Jonas Hoffmann.
Der 2003 zum Würth-Konzern gekommene Standort hat schon viel erlebt. Langjährige Mitarbeitende berichten von mehreren Phasen von Kurzarbeit.
Auch einen Lohnverzicht hat die Belegschaft früher mitgetragen. Zuletzt wurden 2020 rund 70 Mitarbeitende bei einer Restrukturierung entlassen. Damals gab es einen Sozialplan. Bei den aktuellen Verhandlungen gibt es jedoch noch keine Einigung. Stattdessen werden Kunden zu einer letzten Bestellrunde aufgerufen. Die Belegschaft produziert unter Unsicherheit.
Der Betriebsrat verhandelt derweil an einer Lösung, die den Beschäftigten Klarheit bietet. Für den Betriebsratsvorsitzenden, René Glatt wäre das idealerweise „ein Kompromiss, der nachvollziehbar ist und bei dem beide Seiten Zugeständnisse machen.“ Im Moment ist eine Lösung weit entfernt. Das hat zur Folge, dass der Betriebsrat viel gefragt wird, wie es weitergeht. Glatt erklärt im Gespräch mit SPD-Landtagspolitiker Jonas Hoffmann am Montag: „In
der aktuellen wirtschaftspolitischen Lage muss es eine Absicherung geben.“
Bei Hoffmann findet er offene Ohren. Der hat vor Jahren hautnah erlebt, was der Verlust eines Jobs am Standort An der Wiese 1 für eine Familie bedeutet.
Hoffmann fordert, auch mit Blick auf 1,4 Milliarden Euro Gewinn, den die Würth Gruppe 2023 erwirtschaftet hat: „Die Entscheider auf Konzernseite sind gefragt, für eine soziale und faire Abwicklung zu sorgen. Der Würth-Konzern schreibt sich selbst die Werte Verantwortung, Respekt und Dankbarkeit auf die Fahne. Es ist eine Frage von Respekt und Dankbarkeit, wie man mit langjährigen Mitarbeitenden umgeht. Würth muss Verantwortung für die Menschen hier und ihre Familien übernehmen. Es braucht einen Sozialplan, der Planungssicherheit für alle gibt.“
Hoffmann unterstützt auch die Idee des Betriebsrates, eine Beschäftigungsgesellschaft einzurichten. Diese soll Brücken bauen, damit in der Leiterplattenindustrie spezialisierte Arbeiter nach Abwicklung des Standortes neue Arbeitgeber finden und anderen, wo dies nicht möglich ist, Klarheit mit Blick auf die Rente bieten. Dafür kämpft das gesamte Betriebsratsgremium um René Glatt, Stefan Waschkowitz, Heike Weide und Thomas Greiner auch in den nächsten Wochen.


Würth setzt 300 „Familienmitglieder“ vor die Tür
Würth Elektronik in Schopfheim macht dicht! Rund 300 Menschen werden ihren Job verlieren. Die IG Metall Lörrach kritisiert das Vorgehen scharf.
Im Sommer 2025 soll der Produktionsstandort für Leiternplatten geschlossen werden. Die Fertigung von elektronischen Schaltplatten werde nach China und andere Niedriglohnländer verlegt. Der Künzelsauer Würth-Konzern zieht seine Konsequenzen und schließt das Werk in Schopfheim. Die Mitarbeiter werden gekündigt werden.
Lörrachs IG Metall-Chef Göbelsmann übt scharfe Kritik
„Würth Elektronik in Schopfheim sollte sich nicht aus der Verantwortung stehlen.“ Für die Region ist die Werksschließung ein regelrechter Tiefschlag. „Anstatt frühzeitig mit den Beschäftigten über Zukunftsstrategien in und für Schopfheim zu arbeiten, wählt Würth den Weg der Werksschließung. Diese Entscheidung wird den Beschäftigten in Schopfheim nicht gerecht“, so Göbelsmann weiter.
Einen Sozialplan muss nun der Betriebsrat mit dem Unternehmen verhandeln. „Es hätte sicherlich andere und vor allem sozialverträglichere Möglichkeiten gegeben, als bis zuletzt zu warten und dann die Beschäftigten auf die Straße zu setzen“, ist sich Gewerkschaftssekretärin Yvonne Sotorrios sicher.

